Type: Theoryseminar Grundstudium
Time: weekly thursdays 14-16.00
Location: Filzengraben 8-10, Seminarraum Wissenschaft, 2. OG, Raum 204

Hier wird das Eiweiß weggeschüttet, nur das Gelbe wird entwickelt.
– Grabhund ABC

Die systematische Überforderung ist ein Thema der modernen Kunst: Unlesbare Bücher, überkomplexe Kompositionen, Filme, die Tage dauern, Performances, die körperliche Grenzen erreichen, Land-Art in gigantischen Dimensionen… Diese einst singulären Überschreitungen des Leistungs- und Aufnahmevermögens wurden zum medientechnisch getriebenen Alltag, dessen entfesselte Dynamik natürliche, gesellschaftliche, technische und persönliche Grenzen sprengt.

Diagnostiziert wurden die „Müdigkeitsgesellschaft“ (Han) und der „unterschätzte Mensch“ (Negt/Kluge). Beide zeichnen das Bild einer Gesellschaft, deren doppelter Skandal in einer gleichzeitigen Über- und Unterforderung besteht: Einerseits werden menschliche Fähigkeiten zum Gegenstand der Selbstoptimierung, andererseits können sich Potenziale angesichts der strukturellen Arbeitslosigkeit nicht entfalten.

Vor diesem Hintergrund sind neue Ansätze in Kunst, Theater, Performance, Design und politischem Aktivismus entstanden, die die Polarität von Überforderung und Unterschätzung unterlaufen. Im Seminar werden Aspekte der Versammlung, Verständigung und Teilhabe aus der Perspektive von culturalhacking, urban interventions und design activism vorgestellt. Eigene Positionen sollen formuliert werden und zur Realisierung gemeinsamer Projekte führen.